Ich war für ein paar Tage in Palermo, man muss ja nicht immer in den Bergen herumlaufen. Außerdem habe ich ein Faible für Kontraste. Meine Impressionen dieser überaus pulsierenden und faszinierenden Stadt habe ich in vielen Bildern festgehalten.
Der Blick aus dem Flugzeug auf die Bucht von Palermo beim Landeanflug erinnerte mich sofort an eine Szene aus dem Film Palermo Shooting, in der Campino erwartungsvoll aus dem Flieger guckt. Klar, warum sollte sich Palermo auf einmal anders präsentieren, auch ich war voller Erwartungen.
Palermo muss man zu Fuß erkunden. Die Via della Libertà unter blühenden Bäumen entlang spazieren, einen ersten Espresso trinken und dabei die Sinne schärfen für diese pulsierende Stadt extremer Kontraste. Ein faszinierendes Platzkonzert voller Eindrücke. Zuerst um die Ecke in die Altstadt, in die Vucciria. Das Viertel mit dem ältesten Markt der Stadt, dessen Anblick meine Vorstellungskraft im wahrsten Sinne des Wortes gesprengt hat, obwohl ich auf einiges gefasst war.
Es sah jedoch nicht überall so aus, vielleicht wurde auch gerade ein Film gedreht. Das Gemüse, die Fische und Kräuter waren jedenfalls sehr appetitlich angerichtet. Appetit anregend lagen die „Sarde a beccafico“ auf einer Marmorplatte. Bei uns wäre bestimmt sofort die Lebensmittelkontrolle vor Ort …
Weiter ging mein Weg in Richtung Kalsa. Durch enge Gassen, unter Wäscheleinendekorationen von Haus zu Haus, unverputzten elektrischen Leitungen an brüchigen, bemalten Häuserwänden. Das Ganze untermalt mit viel Geschrei und Gehupe. Man wunderte sich auch nicht mehr wenn durch die engen Gassen plötzlich ein Auto entgegenkam und man gerade noch Platz hatte, sich schnell in einen Türstock zu drängen. Gelassenheit machte sich allmählich breit.
Mehr oder weniger sprachlos stand ich vor der Filiale der Banco di Sicilia und fragte mich, ob denn das Hotel Patria noch in Betrieb wäre? Dreisprachige Straßenschilder in arabisch, hebräisch und natürlich italienisch erinnern an frühere, noch blühende Zeiten.
Die Kalsa ist ein ziemlich heruntergekommenes, ehemals arabisches Viertel, in dem sich viele Wohlhabende einen alten, baufälligen Palazzo gekauft haben. Dieser wurde restauriert und mit stylishen Wohnungen ausgestattet. Meistens liegt eine Ruine in der Nachbarschaft …
Endlich, nach einigen Irrwegen, war Santa Maria dello Spasimo – kurz Lo Spasimo genannt – zu sehen. Hier war etwas ruhiger fast keine Besucher mehr unterwegs. Das ganze Areal wurde sehr stilvoll restauriert und heute werden in dieser Ruine einer ehemaligs gotischen Kirche Konzerte veranstaltet. Was für ein stilles, außergewöhnliches Ambiente und faszinierend, wie die Bäume in diesem alten Gemäuer ins Licht wachsen.
Ein stimmiger und ruhiger Ort, um etwas zu entspannen und die vielen Eindrücke der letzten Stunden zu verarbeiten. Die Hitze hatte sich in dem hohen Gemäuer auch nicht so sehr ausgebreitet.
Am späten Nachmittag ging es wieder zurück ins Zentrum, durch die Porta Felice am Meer entlang bis zum Quattro Canti.
Kurz darauf stand ich wieder vor dem Teatro Massimo, der Oper von Palermo. Das Teatro Massimo ist das größe Opernhaus Italiens, auf dessen Stufen Sofia Coppola im Film Der Pate III erschossen darnieder sank, während auf der Bühne Cavalleria Rusticana gespielt wurde
Langsam war es an der Zeit, eine Kleinigkeit zu essen. Wo sonst, wenn nicht in der traditionellen Antica Focacceria San Francesco, einem Traditionslokal, das seit 1834 sizilianische Spezialitäten produziert. Dabei kann man dem Koch bei der Zubereitung von oben zusehen!
Pan c’a Meusa ist eine dieser sizilianischen Spezialitäten, die man auch an jeder Strassenecke bekommt. Ein Sesambrötchen gefüllt mit einem Ragout aus Kalbsmilz, etwas Ricotta oder Caciocavallo und dazu ein paar Spritzer Zitrone. Nein, ich habe es nicht probiert, ich habe Arancini gegessen!
Wie entspannend, zum Abschluss eines aufregenden Tages noch ein Drink auf der Dachterrasse des Hotels mit Blick über die Stadt und die nahen Berge zu geniessen.