Eine Vollmondnacht am Berg mit Vuimera erlebt man als einen klangvoller Abend mit Tönen, die den Nerv treffen. Klänge, die das Innerste erreichen und direkt ins Herz gehen. Wo ich gewesen bin? Ich hatte das Glück, ein Konzert von VUIMERA zu erleben, kein alltägliches Konzert. Ein Vollmondkonzert! Dieses ungewöhnliche Ereignis fand auf dem Ofterschwanger Horn im Allgäu statt. Als ich von meiner Freundin von diesem Event erfuhr, habe ich gleich im Netz recherchiert. Das Ergebnis war mehr als interessant und hat uns so richtig beflügelt, für ein Wochenende nach Ofterschwang zu fahren.
In dieser Ecke des Allgäus war ich noch nie. Fast hätte ich die Allgäuer Freundin beleidigt, als das Ofterschwanger Horn zu endlich sehen war und ich es zum Spaß als Bichl (Hügel) bezeichnet habe. Für eine Tirolerin, der die Berge buchstüblich ins Bett gefallen und über ein halbes Jahr die Sonne gestohlen haben, ist ein 1400m hoher Berg mehr oder weniger ein Bichl.
Gleich nachdem wir uns auf dem Bauernhof einer Freundin eingerichtet hatten, ging es mit dem Lift auf das Ofterschwanger Horn. Auf diesem Bichl – sorry liebe Allgäuer, inzwischen habe ich meine Meinung revidiert – fand letzten Freitag das Vuimera Konzert bei der Weltcuphütte statt. Bei optimalem Bergwetter war noch genügend Zeit, das Horn zu umrunden und auf den Gipfel zu gehen. Der Ausblick, der sich von dort oben geboten hat, war überwältigend. Vom Grünten – dem Wächter des Allgäus – entlang der Allgäuer Alpen und irgendwo ganz hinten lag das Nebelhorn.
Lange waren wir bei diesem stimmunvsvollen Panorama auf dem Rastplatzerl unter dem Gipfelkreuz gesessen, wobei die klangvolle Untermalung der Kuhglocken das harmonische Bild abrundete. Eine Ouverture zu dem, was uns noch erwarten sollte.
Das Konzert verlief ohne Pause zwischen den unterschiedlichen Stücken, die durch den zarten Klang des Saxophons, einer Steirischen Harmonika, des Pianos, einer Harfe oder der überaus ausdrucksstarken Stimme der Sängerin ineinander übergingen. Es waren Klänge, die zu einer ganz besonderen und noch nie gehörten Harmonie aus völlig unterschiedlichen Musikrichtungen verschmolzen. Klänge, die innere Räume öffneten und das Herz berührten. Etwas Derartiges muss man einmal erlebt haben!
Der allmähliche Übergang von Dämmerung zur Dunkelheit, das kalte Licht des aufgehenden Vollmonds hinter den Bergen im Kontrast zum warmen Licht der Fackeln und Kerzen bei den Musikern zauberte eine mystische Stimmung. Eine Stimmung, der sich niemand entziehen konnte. Es war der ausdrückliche Wunsch der Musiker, nach dem letzten Ton noch einige Zeit in Stille zu verharren. Man kann auch gar nicht anders reagieren und gerne wäre ich noch länger sitzen geblieben um das Erlebte noch intensiver auf mich einwirken zu lassen, Empfindungen zu beobachten und zu speichern. Wir mussten aber wieder zurück ins Tal und ziemlich benommen machten wir uns mit auf dem Weg zum Lift, wobei uns das kalte Licht der Bergstation den Weg zurück in die Wirklichkeit wies.