Mit der Südküste begann die nächste Etappe der Island – Reise, ein Highlight jagte das andere. Nach einer abenteuerlichen Übernachtung in einer einfachen Hütte auf einem sehr romantisch gelegenen Campground in Hella wäre Heimaey das nächste Ziel gewesen. Wäre. Doch das isländische Wetter, das sich innerhalb kürzester Zeit ändert, hatte die Planung etwas durcheinander gebracht.
Leider ist uns die Fähre vor der Nase davon gefahren und eine Wartezeit von mehreren Stunden auf die nächste war nicht drin. Pech. So konnten wir die Westmänner vom schwarzen Lavastrand in Porlákshöfn nur aus der Entfernung sehen. Sehr düster und fast etwas bedrohlich, vor allem wenn man bedenkt, was sich ein paar Meter unter der Erde abspielt. In Heimaey haben sich 1973 unglaubliche Szenen abgespielt, als nach einem Vulkanausbruch die Insel evakuiert werden musste. Einige tapfere Männer sind jedoch zurück geblieben und versuchten erfolgreich, mit Meerwasserkanonen(!) die austretende Magma zu stoppen, um ihre Heimat, den Hafen und somit ihren Lebensunterhalt zu retten.
Die Vestmannaeyjar aus sicherer Entfernung
Aber jetzt gleich zum nächsten der vielen Places to see before you die, zum Seljalandsfoss. Schon von weitem konnte man die vielen Autos am Parkplatz sehen. Klar, den wollen alle sehen und auf dem Rundweg hinter dem Fall ein cooles Foto machen. Mit etwas Glück erwischt man dann vielleicht noch eine Stelle, an der nicht so viele Menschen im Hintergrund zu sehen sind. Bingo!
Noch mehr hat mich allerdings der in unmittelbarer Nähe gelegene Gljúfrafoss begeistert, der nicht so überlaufen war und zu dem der Zutritt nur durch eine schmale Schlucht und einen Fluss möglich war. Dort drinnen donnert aus 40 Metern Höhe das Wasser herunter. Im Ranking meiner neuen Lieblingswasserfälle stieg er vorübergehend auf den ersten Platz. Sollte ich wieder einmal herkommen, dann nur mit wasserdichter Kamera!
Nach wenigen Kilometern rauschte auf dem Weg nach Süden noch der Asólfsskáli ins Tal. Nicht so imposant wie der Seljalandsfoss oder der Skogafoss, dafür ohne große Menschenansammlungen und genauso eindrucksvoll. Bestens geeignet für eine kleine Entspannungspause auf der Wiese am Bach. Dazu noch Besuch von ein paar temperamentvollen (vierbeinigen) Isländern. Was will man mehr!
Das nächste – natürlich wieder sehr überlaufene – Ziel war der Skogafoss, der mit lautem Getöse aus ca.60 Höhenmetern ins Tal donnert. Diesen imposanten Wasserfall ohne die vielen Bewunderer aufs Bild zu bekommen, gestaltete sich nicht gerade einfach. Ständig war man der nebelfeinen Gischt ausgesetzt wobei der Wind die Feuchtigkeit erfolgreich noch unter die Kapuze geblasen hat …
Neben dem Wasserfall führt eine nicht gerade die Landschaft bereichernde Treppe nach oben. Dort, auf der so genannten Skógaheidi, kann man herrliche Wanderungen entlang des Skóga unternehmen, der in seinem Flussbett immer wieder weitere, faszinierende Wasserfälle bildet. Dabei hat man auf der linken Seite immer den Eyjafjallajökull und rechts den Myrdalsjökull mit Katla im Blick. Hier beginnt auch der Laugavegur (der Weg der heißen Quellen), einer der bekanntesten Trekkingtrails in Island, der von Skógar bis Landmannalaugar führt. Den Laugavegur werde ich das nächste Mal in Angriff nehmen, meine To-Do Liste wird allmählich länger.
Dass wir unterhalb des Eyjafjallajökull gesessen waren, fiel uns erst auf nachdem wir etwas später an der Farm, die beim Vulkanausbruch 2011 sehr in Mitleidenschaft gezogen war, vorbeigefahren sind. Wie harmlos doch der Vulkan doch von hier unten aussieht!
Das nächste Reiseziel war Vík ý Mýrdal, der südlichste Ort von Island. Schon die Fahrt durch das weite Tal hinunter in Richtung Vík war ein Erlebnis. Links der schneebedeckte Mýrdalsjökull mit Katla und rechts die Halbinsel von Dyrhólaey, die am Tag darauf auf dem Programm stand.
Erst aber zum sagenhaften schwarzen Strand von Vík, zum Reynisfjara, der in der Sonne vor uns lag. Unglaublich, die grünen Berge im Hintergrund und davor der schwarze Strand, wie mit einer Lackschicht überzogen. Was für Farben, was für eine Landschaft!
Nach einer kleinen Stärkung im Katla Visitor Center ging es zu einer kleinen Wanderung auf den Reynisfjall, von dem man eine traumhaft schöne Aussicht auf den Ort Vík und die weiten, schwarzen Strände hat. Die Wanderung führt entlang den Klippen des Reynisfjall und man hat von überall einen wunderbaren Blick, links bis zum Berg Hörleifshöfdi und rechts unten bis zum Kap Dyrhólaey, das wir noch im Anschluss erkunden wollten.
Die Steilwände der Halbinsel sind ein beliebter Nistplatz für Papageientaucher – die aber leider fast schon alle in den Süden geflogen waren. Einzelne Spätzünder waren dennoch zu sehen, dafür unendlich viele Möven. Dementsprechend intensiv war der Luftverkehr und das Geschrei. Da war es bei den Schafen auf der Wiese wesentlich ruhiger und entspannender.
Auch von Kap Dyrhólaey hat man einen sagenhaften Blick auf die schwarze Küstenlinie von Skógasandur mit dem schwarzen Lavastrand. Ganz im Hintergrund sind links noch die Westmännerinseln zu sehen.
Was für ein faszinierender Anblick, das Felsentor von Dyrhólaey und die Basaltbrücke. Unglaublich, was die Natur geschaffen hat.
Hier noch einmal ein Blick zu den berühmten Felsnadeln von Reynisdrangar.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft erschien schon einmal ein dramatisches Zeichen am Himmel für das, was in dieser Nacht noch folgen sollte.
Unfassbar! Ich hatte das Glück, das erste Nordlicht meines Lebens zu erleben. Ganz zart waren die ersten grünen Zeichen am Himmel zu sehen, sanft bewegten sie sich hin und her. Sie wurden immer stärker und veränderten sich ständig, wie mit einem Pinsel gemalt. Aquarellmalerei am Himmel, was für ein Geschenk!