Auf der Engalm im Karwendel wollte ich schon seit langem wieder einmal übernachten. Aber nur während der Woche und im Herbst, wenn die Touristenkarawanen nicht mehr scharenweise den Ahornboden mit seinen Jahrhunderte alten Bäumen überfluten. Die Eng ist dann am Allerschönsten. Im Herbst, am frühen Morgen und am Abend, wenn die Tagestouristen wieder verschwunden sind und man in Ruhe diese faszinierende Landschaft erleben kann. Also schnell ein Zimmer bei der netten Rosi im Bauernladen gebucht und ab in die Eng. Der Wettergott war gnädig, der Himmel föhnblau und die Ahornbäume hatten bereits begonnen, ihr buntes Herbstkleid anzulegen. Touristen? Aber klar, doch die Engalmen sind so weiträumig, dass man immer ein Plätzchen für sich alleine findet, auch wenn noch so viele Busse die Mautstrasse befahren.
Gleich nach der Ankunft am Nachmittag ging es noch ganz gemütlich in den Enger Grund. Ein leichter Spazierweg an einem Bach entlang und perfekt, um die neue Kamera mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu testen. Wir waren alleine unterwegs. Kaum zu glauben, und das in der Eng!
Am Ende des Enger Grunds weitet sich der grüne Talkessel und wie in einer gewaltigen Arena lassen sich die senkrechten Felswände der Spritzkarspitze und der Dreizinkenspitze von unten bewundern. Mittlerweile waren wir auf 1300 m Seehöhe angekommen und es wurde deutlich kühler und auch Wolken verhangener. Trotzdem, eine phantastische Kulisse und Einsamkeit pur!
Auf dem Rückweg zum Almdorf waren auch unzählige Kühe mit viel Gebimmel unterwegs zu ihren Ställen. Der Himmel hatte sich inzwischen noch mehr verdunkelt, doch die Prognose für den nächsten Tag war gut: Wolkenloser Himmel. Angeblich. Es sollte sich, wie oft im Herbst, als Trugschschluß erweisen.
Eine stürmische Nacht
Die Nacht wurde stürmisch. Extrem stürmisch und so laut, dass ich die Fenster schließen musste. Draußen tobte mit unheimlichem Getöse ein gewaltiger Föhnsturm. Selbst die Einheimischen erklärten am nächsten Morgen, einen derartigen Sturm schon lange nicht mehr in dieser Stärke erlebt zu haben. Ein Wunder, dass das Hausdach nicht davon geblasen wurde. Der Himmel am nächsten Tag war leider nicht wolkenlos.
Gleich nach einem üppigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Binsalm und weiter zum Lamsenjoch. Direkt vom Parkplatz Eng führt ein relativ steiler Steig nach oben, der dann in eine Forststrasse einmündet und in ca. 45 Minuten hat man schon die Binsalm erreicht. Das Wetter gestaltete sich inzwischen ziemlich wechselhaft. Bis zur Binsalm war es noch einigermaßen schön, doch der Sturm wurde immer heftiger.
Plötzlich wieder bedeckter Himmel, dann blauer Föhnhimmel und kurz darauf starker Sturm. Extrem wechselhaft. Wir entschieden uns, den Panoramaweg über die Drijaggenalm wieder zurück zum Almdorf zu gehen. Man hatte große Mühe, aufrecht zu gehen und die Kamera fest zu halten, so stark hat der Föhn geblasen. Nur die Kühe behielten ihre Ruhe …
Das war’s dann mit dem schönen Wetter. Hier noch ein Blick auf das Hohljoch.
Wenn ich unterwegs bin, finde ich meistens irgendwelche ausgefallenen Steine, Muscheln oder kleine Dinge, die ich dann in meinem Rucksack mitschleppe. Bei seltsamen Wurzelgebilden ist das leider nicht möglich. In der Eng habe ich leider keinen Herzstein gefunden, dafür aber etwas ganz Besonderes, einen Tapir! Den hätte ich gerne mitgenommen, doch er kommt leider nur in meine Fotosammlung.
Selbstverständlich ist es ein Tiroler Tapir!
Obwohl das Gastspiel auf der Engalm diesmal sehr kurz war, hat es wieder einmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen.