München liegt im Herbst oft im Nebel und ein paar Kilometer außerhalb scheint aber schon die Sonne. Also wohin? Wieder einmal eine Blitzentscheidung. Schon im Frühherbst wollte ich noch einmal ins Kaisertal, vielleicht auf die eine Alm, die ich noch nicht kenne? Also schnell, alles einpacken und ins Auto!
Raus aus dem Nebel und ab in die Sonne
Zuverlässig wie immer hat sich der Nebel ab Oberaudorf aufgelöst und kurz vor 9h war ich am Kaisersteig angekommen. Die Stufen waren bereits mit Herbstlaub bedeckt und es roch nach feuchten Blättern und Moos. Es würde ein wunderschöner Tag werden. Doch schon beim Hochsteigen der ersten Treppen musste ich eine plötzliche, ungewohnte Kurzatmigkeit feststellen. Jetzt umdrehen, zurück in den Nebel? Nein, keinesfalls. Es würde sich schon wieder geben, wo ein Wille, ist bekanntlich auch ein Weg!
Es lief alles noch einigermaßen gut, der Kreislauf hatte sich wieder beruhigt und nach einer Stunde war ich oben im Tal. Bald kam die Abzweigung Vorderkaiserfelden und der steile Weg nach oben zur Ritzau-Alm. Dass ich dabei mehr Fotopausen als sonst eingelegt habe, lag selbstverständlich an der zauberhaften und malerischen Herbstlandschaft und nicht an meinem Gesundheitszustand.
Endlich war die Ritzau – Alm in Sicht. Der Weg dorthin hatte sich ziemlich lang hin gezogen und ich war froh, eine Pause in der Sonne zu machen. Die Vorderkaiserfelden Hütte war nur noch eine halbe Stunde entfernt. Doch auch nach einer kleinen Stärkung spürte ich kein Verlangen mehr, noch eine weitere halbe Stunde nach oben zu gehen und blieb einfach nur ruhig sitzen. Meine Beine waren schwer und mir wurde kalt, obwohl ich in der Sonne gesessen war.
Der Breakdown erfolgte selbstverständlich beim Abstieg, der über eine steile Wiese und durch einen wunderschönen Lärchenwald im bunten Herbstkleid nach unten führte. Daran konnte auch der weite Blick bis ins Inntal hinunter nichts mehr ändern.
Das Kaisertal hatte sich besonders schön gemacht an diesem Sonntag. Noch kurz ein paar Bilder von den wunderschönen Goldlärchen, denn meine Knie und Oberschenkel begannen allmählich zu jaulen und jeder Schritt nach unten wurde zur Qual. Mit Grauen dachte ich an die – wieviele waren es eigentlich – Treppen hinunter nach Kufstein. Wo war meine Energie geblieben?
Aber es half nichts, irgendwie musste ich hinunter ins Tal. Ein letzter Blick zurück. Lange wird es nicht mehr dauern, bis die ganze Landschaft mit Schnee bedeckt sein wird. Eine schöne Vorstellung, wobei mir gleich meine Schneeschuhe eingefallen sind.
Endlich war ich am Kaisersteig angekommen. Wieder einmal die gefühlten 500 Stufen nach unten und nur der Gedanke an ein Fichtennadelbad und den bewährten Notfallcocktail hielt mich einigermaßen aufrecht.
Am nächsten Morgen waren Stimme und Kondition weg. Verschwunden. Verloren im Spertenbach, im Kaisertal, im Nebel?