Der Weg ist nicht weit ins Tölzer Land und mein Herz geht auf, sobald ich auf der Garmischer Autobahn meine geliebten Berge sehe. Und wenn dazu noch eins meiner vielen Lieblingslieder aus dem aus dem CD Player tönt, ist die Welt wieder in Ordnung. „Heaven stood still“, die Gedanken wabern so dahin, doch bevor ich mich in diesem wunderschönen Text und Erinnerungen bade, sind bereits die Zwiebeltürme des Klosters Benediktbeuern zu sehen, eins meiner heutigen Ziele.
Man braucht man viel Zeit, um die weitläufige und eindrucksvolle Anlage und die Kirche zu besichtigen. Doch ins Kloster will ich diesmal nicht. Lieber möchte ich mich etwas in der Umgebung umschauen, einfach nur so dahintrödeln.
Das Loisach-Kochelsee-Moor
Das Loisach – Kochelsee – Moor ist ein riesiges Natur- und Vogelschutzgebiet und gleich hinter dem Kloster – Parkplatz geht es los. Ich entscheide mich für den Moosweg Nr.1, der als ca. 10 km langer, ebener Rundweg mit mehreren Stationen und wenig Schatten beschrieben wird. Die Gehzeit war mit 2,5 – 3 Stunden angegeben. Na gut, dachte ich. Umkehren kann ich immer noch, falls es sich zu lange hinzieht. Das Franz Marc Museum in Kochel stand nämlich auch noch auf dem Programm. Dort ist noch bis zum 5. Juni Das arme Land Tirol zu besichtigen, eins der bekanntesten Werke von Franz Marc, das sonst im Guggenheim Museum ausgestellt ist.
Doch zuerst geht es auf den Kloster – Rundweg. Schon bald nach dem Parkplatz führte ein schmaler Pfad zu einem der vielen Biotope. Dort wurde ich von einem gewaltigen Froschgequake und Entengeschnatter empfangen. Vielleicht habe ich Glück und es lässt sich einer der wunderschönen Eisvögel blicken, die hier wieder angesiedelt wurden? Pech, leider ließ sich keiner blicken. Vielleicht aber waren sie auch zu sehr mit Brüten beschäftigt.
Von dem kleinen Hochstand hinter dem Teich konnte man wunderbar über das weite Land sehen. Jetzt frage ich mich aber wirklich, wo der Naturschutz bleibt, wenn Wiesen, die nur noch mit Unkraut gelbem Hahnenfuß bewachsen sind, bereits Anfang Mai gemäht werden? Die bunt blühenden Blumenwiesen meiner Kindheit tauchten sofort auf, die zweimal (!) im Sommer gemäht wurden.
Auch der Biber, der diesen kleinen Damm gebaut hat, hatte sich versteckt. Interessant, wie geschickt dieses Tier mit vielen dünnen Ästen den kleinen Bach aufgestaut hat. Etwas weiter, an der Vogelstation Moosmühle kann man durch kleine Gucklöcher in der Holzwand die Vögel beobachten – wenn sie nicht unterwegs sind. Sie waren unterwegs, denn leider habe ich keinen Einzigen gesehen! Pech. Schon wieder!
So langsam näherte ich mich der Loisach. Oh, das ist aus der Loisach geworden? Da ich den Ursprung der Loisach und deren Verlauf in Tirol kenne, habe ich mir den Fluss etwas lebendiger vorgestellt. Wieder Pech enttäuscht.
Ein netter Blick auf die umliegenden Berge, von der Benediktenwand bis zum Rabenkopf und weiter zum Jochberg bietet sich von der Rückseite des direkt am Ufer gelegenen Loisachstadls.
Doch so langsam war es Zeit, den Rückweg anzutreten. Vorbei an einem sehr interessanten Klangweg, einem Barfußpfad und einem Schmetterlingspfad. Alles sehr spannend für Kinder und Menschen, die Natur und Tiere hautnah erleben möchten und am Weg auch noch die Namen der verschiedenen Bäume erraten können. So einen abwechslungsreichen Tag könnte man dann auch noch ganz entspannt im Biergarten des Klosters ausklingen lassen.
Mich zog es aber noch nach Kochel, ins Franz Marc Museum. Denn dort war es zu sehen, Das arme Land Tirol. Eins der bedeutendsten Werke von Franz Marc. Gleich im ersten Stock, optimal platziert und flankiert von diversen vorbereitenden Skizzen, Aquarellen und einer entsprechenden Erklärung. Es hat mich ungeheuer beeindruckt, zumal mir diese Landschaften in Tirol sehr vertraut sind. Doch das Beengende, Hoffnungslose und Bedrohliche, das dieses Gemälde ausstrahlt, hat meine Stimmung nachhaltig beeinflusst und ich war froh, im Erdgeschoß des Museums durch Annika Kahrs Videoinstallation „Playing to the Birds“ mit der wunderbaren Musik von Franz Liszt wieder meine Bodenhaftung zu finden.
Selbstverständlich konnte ich das hinter Glas präsentierte Bild nicht fotografieren. Wer es also noch sehen möchte, bis zum 5. Juni ist noch Zeit.